Hameln/Weserbergland. Wenn die Autoindustrie hustet, bekommt Deutschland eine Grippe. Die Bedeutung dieses Satzes bekommen wir in den letzten beiden Jahren, in denen der weltgrößte Automarkt China rasant auf E-Mobilität umgestellt hat, schonungslos vor Augen geführt. Konnten wir den Wegfall der vielen zehntausend Arbeitsplätze in der Solar- und Windenergie vielleicht noch verkraften, merken wir nun, dass mangelnde Weitsicht bei Transformation und Klimaschutz unsere wirtschaftliche Basis bedroht. Auch im Weserbergland haben sich viele Betriebe auf Zukunftstechnologien konzentriert.
Doch ist Transformation kein Selbstzweck: Der Klimawandel beeinträchtigt inzwischen weltweit das Leben der Menschen und ist auch im Weserbergland immer öfter spürbar. Verheerende Wetterphänomene gefährden dauerhaft unseren Wohlstand, unsere Sicherheit, Gesundheit und die Lebensmittelerzeugung.
Mit den Bundestagswahlen im Februar 2025 stehen die Bürgerinnen und Bürger in einer Zeit multipler Krisen – von internationalen Konflikten über gesellschaftliche Umwälzungen bis hin zu existenziellen Umweltproblemen – vor einer Wahl mit weitreichenden Konsequenzen. „Dabei ist es aus den genannten Gründen wichtig, dass das Thema Klimaschutz bei der Wahlentscheidung nicht in den Hintergrund gedrängt wird“, so Anja Lippmann-Krüger, Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur Weserbergland.
Auch Stimmen aus der regionalen Wirtschaft unterstützen diese Ansicht. So betont Henrik Reimann, Geschäftsführer der Firma Honig-Baustoffe: „Unsere Wirtschaft ist stark, weil wir innovative Unternehmen mit klugen und kreativen Mitarbeitenden haben. Die Verbrennung fossiler Energieträger wird mittel- und langfristig der erneuerbaren Energiegewinnung unterlegen sein. Ich glaube deshalb fest daran, dass unser starkes Land sich darauf konzentrieren sollte, im Bereich der erneuerbaren Energien zu forschen, zu entwickeln, zu produzieren und Vorreiter in der Welt zu sein. Dies ist eine riesige wirtschaftliche Chance für Deutschland.“ Auch eine überwiegende Mehrheit der Menschen in der Region sprechen sich in einer empirischen, nicht repräsentativen Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland – die Dewezet berichtete – dafür aus, dass Solar- und Windkraft in unserem Land als Energieträger die höchste Priorität haben sollten.
Wer den Klimaschutz als wichtigen Prüfstein für seine Wahlentscheidung einbeziehen möchte, dem können verschiedene unabhängige Quellen Orientierung bieten:
Die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) hat einen „Zukunftscheck“ ausgearbeitet. Dort vergleicht sie ihre Forderungen in den Bereichen Klimaschutz und Biodiversität mit den Aussagen der Parteien: www.wwf.de/themen-projekte/politische-arbeit/bundestagswahl-2025/wwf-zukunftswahl-check-2025#c71545
Eine Beurteilung der Parteiprogramme aus klimawissenschaftlicher Sicht liefert das Deutsche Klimakonsortium, die größte unabhängige Selbstorganisation der deutschen Klimaforschung mit 28 Forschungseinrichtungen. Es hat Antworten der Parteien zu vier Kernaussagen zum Klimaschutz zusammenfassend dargestellt: www.deutsches-klima-konsortium.de/news/klimaschutz-wahlprogramme-bundestagswahl-wissenschaft/
Eine neue Möglichkeit, sich den Wahlprogrammen und den dort favorisierten Energiesystemen zu nähren, ist die Plattform https://bundestagswahl.ai/. Hier hat eine künstliche Intelligenz auf Basis der Wahlprogramme visuelle Darstellungen von Städten erzeugt, die die mögliche Lebensumwelt in der Zukunft zeigen, wenn die Wahlprogramme vollständig umgesetzt werden. Diese Bilder verdeutlichen, welche Ziele Parteien verfolgen. Zusammen mit Informationen aus anderen Quellen können sie hilfreich sein, um die eigenen Vorstellungen zu reflektieren und mit den Partei-Programmen abzugleichen.